trichter

Nutzbare Bodenflächen bei Panik

seit 1998

Nutzbare Bodenflächen bei Panik

Ausführung Mousonturm, Frankfurt, 1. OG
2002

Nutzbare Bodenflächen bei Panik

Ausführung Spinnerei-Werkschau, Leipzig
2004

Nutzbare Bodenflächen bei Panik

Ausführung Bürogebäude in Bielefeld, EG+1.OG
2005

Nutzbare Bodenfläche bei Panik

Ausführung Idealhaus "Family 5", Europahaus
2005

Nutzbare Bodenflächen bei Panik

Ausführung Halle 14, Leipzig
Ausstellung "Kultur der Angst"
2006

Nutzbare Bodenflächen bei Panik

Ausführung Halle 14, Leipzig
Ausstellung "Kultur der Angst"
2006


Wenn du nicht weißt was du tun sollst, was tust du dann?

2011

ein Satz von Hisamatsu Shin’ichi


‘If you can do absolutely nothing, then what do you do ?’

Sammlung

Auf einer Übersichtstafel werden Flächen markiert, auf denen ein Bleiben im Gefahrenfall möglich scheint- statt Flucht wird Ausharren angeboten.

Auf dem Grundriß eines Gebäudes, der den Betrachterstandort enthält, werden die Flächen markiert, auf denen ein Bleiben im Gefahrenfall möglich scheint- anstelle von Fluchtwegen wird das Ausharren angeboten. Die gewohnte, suchende Orientierung geht plötzlich in Erschrecken über, wenn diese Zumuntung erkannt wird.
Der Schrecken ist ein ernsthaftes Bilderlebnis.


Hintergrund

I
Die technische Potenzierung in allen Lebensbereichen hat zur Folge, daß auch die Auswirkungen von Gefahren an Umfang zunehmen. Man kann nicht mehr so entkommen, wie es die erlernten Verhaltensmuster vorgeben. Um mit heutigen Gefahren ein besseres Arrangement treffen zu können, müssten die verfügbaren Vorstellungen von ihnen erweitert werden. Diese bilden sich am Besten in frühen Lernprozessen nach (wiederholt) geglückter Bewältigung von kleineren, bezugsnahen Gefahrensituationen heraus. So entsteht für den Umgang mit Gefahren und die Einschätzung von Risiken schrittweise ein souveränes Gefühl für den eigenen Handlungsspielraum. Eine Gesellschaft, deren Kinder in sicherheitstechnisch überwachten Umgebungen aufwachsen, besitzt ungenügendes Vermögen, um mit Zufällen, auch den unriskanten, angemessen umgehen zu können.
→ Diese Intoleranz gegenüber dem Unerwarteten ist gefährlich.

Zugleich hat die zunehmende Abhängigkeit von Energie-, Informations- und sonstiger institutioneller Versorgung die individuelle Fähigkeit, auf sich selbst gestellt zu überleben, herabgesetzt. Im Katastrophenfall fehlt die Orientierung und bei Panik ist es am naheliegendsten, sich mit der Umgebung zu synchronisieren. Unabhängige Lösungen zu finden, würde das Überleben aber vermutlich besser sichern.
Die Fluchtbewegungen einer Masse fordern oft mehr Opfer, als wenn sich die Gefahr direkt ausgewirkt hätte. Strömungswiderstände in dieser Bewegung verursachen z.B. nachfolgend Hochverdichtungen, die keinen Ausweg mehr lassen. 

II
Bei der grafischen Darstellungen von Fluchtwegen war es überraschend zu sehen, dass Menschen als drängende Masse eine neue biomorphe Gestalt annehmen; als ob sie gemeinsam eine stammesgeschichtlich ältere, verlorene Existenz animierten. In der an den zentralen Impuls gebundenen Form bilden sie natürliche Muster aus; gleichen Vogelzügen, Energieverteilungen oder wuchernden Rhizomen. Die strömenden Monaden bilden Segmente einer Metamerie, die an jeder Stelle die gleiche Zielinformation trägt. An Momenten von Gewaltausbrüchen (denn untereinander reagieren sie aggressiv- ignorant) oder Entscheidung erzwingenden Architekturteilen bilden sich die Furkationen.

III
analoger Erstellungsvorgang der Tafeln
1) In einem architektonischen Grundriss werden die festen Einbauten eingetragen.
2)  Es werden Fluchtbewegungen vor Ort simuliert. Dabei wird von einer mittleren Menschenmenge ausgegangen, die der Wirkung motorischer Infektion unterliegt. Für eine allseitige Musterausbildung wird dabei die Vorstellung eines plötzlich wirkenden und nicht zu ortenden Gefahrenpotenzials zugrunde gelegt. Die übliche Quantität an Personen wird Raum für Raum vor Ort erschlossen. Nutzungsgewohnheiten von Personen, die die Fluchtbewegung beeinflussen, werden in Interviews erfasst und mit den Fließvorstellungen verbunden. Am Ende entstehen relativ detaillierte Kartierungen von Personenströmen im architektonischen Grundriß.
4) Werden diese Personenströme und die Einbauten vom Grundriss abgezogen, ergeben sich Restbereiche, die noch zur freien Verfügung stehen. Sie stellen die „Nutzbaren Bodenflächen bei Panik" dar und werden auf grünen Tafeln mit Nachleuchtfarbe markiert.

Das analog erstellte Modell berücksichtigt nicht die Eigendynamik kleiner Gruppen oder Individualturbulenzen. Es ist vereinfacht zu einem Strömungsbild, in dem sich die Menge teilt und staut, ohne ihre erste Absicht mit Zweitreaktionen zu überlagern. Einzelentscheidungen werden ebenfalls grafisch vernachlässigt.

Die Art der Nutzung dieser Flächen in der dramatischen Situation wird nicht bestimmt.

Ausführungen

  • 1998, Galerie Fruchtig- Frankfurt:
  • 1999, Deutsches Ledermuseum EG- Offenbach
  • 2000, Galerie Pankow- Berlin
  • 2001, Museumsakademie- Berlin
  • 2002, Mousonturm 1. OG- Frankfurt
  • 2005, Bürogebäude EG+1.OG – Bielefeld
  • 2006, Halle 14 1. OG – Leipzig
  • 2006, ACC Galerie- Weimar
  • 2006, Baumwollspinnerei Halle 9 UG – Leipzig
  • 2006, Idealhaus Europa- Typ Family 5

Nutzbare Bodenfläche bei Panik

erster Entwurf
1997

Nutzbare Bodenfläche bei Panik

Idealpanik, Modell
1998

Nutzbare Bodenfläche bei Panik

erster Entwurf Idealpanik
1997

Nutzbare Bodenfläche bei Panik

Studie zu Idealpanik
1999

Sammlung Fluchtwege

1997-2006

Hurra!

1998

. . .

1998

Ich mach dich Leipzig.

2012

Katalog

2011

test
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